Nachdem ich mit Trevor in Vistamar Marina angekommen bin musste ich mir überlegen wie es für mich weiter geht.
Fest stand auf jeden Fall, dass ich noch eine Weile Panama bereisen wollte bevor es weiter in den Süden (Kolumbien) oder Westen (Costa Rica) geht.
Da kam es sehr gelegen, dass ich auf Couchsurfing ein Event fand welches „Darien Gap Expedition“ hieß. Ziemlich spontan schloss ich mich der Geschichte an. Der Darien Gap ist ein Dschungel zwischen Panama und Kolumbien und stellt die einzige Unterbrechung der Panamericana dar. Der Darien hat ein ziemlich schlechten Ruf (der ganze Drogen Verkehr zwischen Kolumbien und der westlichen Welt muss da durch) weswegen dort kaum Tourismus herrscht.
Der Spaß sollte 300$ Kosten und 5 Tage im Dschungel beinhalten. Mehr wusste ich auch nicht. Ich war mit relativ unsicher, ob es das Geld wert ist, denn ich hatte wie gesagt eigentlich keine Ahnung worum es ging und auch keine Zeit mich noch vernünftig zu informieren.
Deswegen sprang ich einfach ins kalte Wasser und verabredete mich mit Kate (der Organisatorin) und Catherin (weitere Teilnehmerin aus Kanada) den Abend vorher in Albrook (Panamas Verkehrsknotenpunkt).
Kurz bevor wir aber die Karten für den Nachtbus kaufen wollten bekam Kate überraschenderweise noch eine Nachricht. Laurens aus Belgien hatte Lust uns zu begleiten. Außerdem hatte er ein Auto zur Verfügung und könnte uns fahren.
Allerdings musste er erst noch aus einer anderen Provinz anreisen, so das wir bis nachts um 3 auf ihn gewartet haben. Danach ging es mit ihm in die kleine Stadt Meteti wo wir am frühen morgen unseren Guide Erasmo trafen. Zu unserer Überraschung kam auch noch ein zweiter Guide Max mit. Wir frühstückten gemeinsam, kauften Essen für die Reise ein und warfen alles aus unseren Rucksäcken was wir nicht zwingend zum Wandern benötigten. Das hieß ein Satz Kleidung für tagsüber und einen für nachts.
Als alle Vorbereitungen getroffen waren machten wir uns mit Erasmos pickup Richtung Fluss (hellblau) wo wir dann mit einem Boot mehrere Stunden zu einem Dorf fuhren.
Im Dorf mussten wir uns dann erstmal bei der Polizei melden (unsere Guides mussten sich täglich, entweder vor Ort oder mit dem Satellitentelefon bei der Polizei / Militär melden) und sammelten unseren local Guide ein. Danach gab es ein gutes spätes Mittagessen, wir verteilten die eingekauften Lebensmittel, füllten unsere Flaschen auf und machten uns auf den Weg in den Dschungel.
Es folgten ca. 3h Marsch bis wir im Dunkeln unser erstes Lager errichteten. Das wichtigste für einen guten Lagerplatz ist fließendes Wasser, weswegen wir unsere Suche immer danach auslegten. Denn das Wasser braucht man zum Duschen, trinken und Kochen. Außerdem kann man in Flussbett super ein Feuer machen.
Zum Schlafen hatten wir professionelle Hängematten mit Moskitonetzten und tarps ( Plane die vor Regen schützt). Nachdem ich diese erstmalig eingerichtet habe, hatte ich auch gleich mein erstes Dschungelabenteuer. In Flipflops, auf dem Weg zum Fluss für meine erste Dusche musste ich eine kleine Böschung runter. Auf halbem Weg sah ich im Schein meiner Taschenlampe kurz vor mir eine Handgroße Spinne auf einem Stein im Wasser. Ich erschrak ein wenig und machte einen Schritt zurück, wobei ich dummerweise einen Stein lostrat der nun zur Spinne rollte, woraufhin diese so schnell verschwand, dass ich garnicht sehen konnte wohin, was wiederum dazu führte das ich nun doppelt erschrocken ein paar große Sprünge nach hinten machte, wobei ich meine Flipflops verlor und barfuß mit beiden Füßen auf einem Dornenast landete. Die Dornen holte mir am nächsten Morgen einer der Guides mit ner abgekochten Nadel wieder heraus.
Nach einem einfachen Porridgefrühstück ging es wieder tiefer in den Dschungel. Da wir alle ausgeschlafen haben ging es erst in den frühen Mittagsstunden los was wiederum bedeutete das die Hitze 100% brütete.
Mehrere Stunden folgten wir dem Flus immer weiter aufwärts. So hatten wir die Möglichkeit immer mal wieder unseren Kopf in das kalte Wasser zu stecken und unsere Flaschen aufzufüllen.
In den späten Mittagsstunden kamen wir dann an unserem neuen Nachtlager an. Wir bauten unsere Schlafplätze auf und machten ein Feuer für das Abendessen. Für diese Nacht entschieden wir uns Fische zu fangen. Wir versuchten es mit einer selbstgemachten Angel aus einer Sicherheitsnadel sowie mit einer Machete, waren aber nicht erfolgreich. Dann bauten wir einen Damm und versuchten die Fische gemeinsam in unseren künstlichen Teich zu jagen. Aber auch das war nicht erfolgreich, denn die Fische entflohen uns immer zwischen den Beinen.
Zu guter letzt entschieden wir uns bis zum dunkeln zu warten. Denn dann gehen die Fische angeblich auf Futtersuche und das fangen ist viel einfacher. Das stellte sich dann tatsächlich auch als erfolgreich heraus und unsere Guides waren in der Lage uns locker zwei Kilo Fisch mit der Machete zu fangen.
Am nächsten morgen machten wir uns wieder auf den Weg tiefer in den Dschungel. Wir folgten weiter unserem Fluss, der nun aber immer kleiner wurde und sich immer mehr in Serpentinen schlängelte.
Dieser Tag ähnelte dem vorigen ziemlich stark. Wandern, trinken, wandern, Fluss queren, Kopf ins Wasser stecken, Flaschen auffüllen und wieder von vorne…
Da wir diesmal wesentlich früher gestartet sind, suchten wir uns auch schon am frühen Nachmittag einen geeigneten Schlafplatz. Als dieser gefunden war bereiteten wir uns auf die Nacht vor und machten uns wieder auf die Suche nach was Essbarem. Diesmal fanden wir keine Fische, dafür aber Flussschrimps. Unser Versuch diese am Tag zu fangen scheiterte wieder, also verschoben wir es wie bei den Fischen bis es dunkel war.
Statt dessen hatte ich wieder meine nächste unfreiwillige Begegnung mit Insekten. Ich war gerade dabei den Weg zwischen meiner Hängematte und dem Flussbett mit einer Machete vom Gestrüpp zu befreien, als mich eine Wespe gleich fünf mal Stach. Vier mal in den Linken Arm und ein mal in den Rechten. Danke auch.
In der Dunkelheit waren die Guides wieder Erfolgreich mit dem Schrimpsfangen, und ich sammelte ein paar Muscheln.
Am nächsten Tag stand die härteste Etappe bevor. Wir sollten den nun immer steiler werdenden Fluss folgen und schließlich einen Pass überqueren.
Der Aufstieg war dann wie versprochen wirklich sehr hart. Die Höhenmeter ansich sind nicht so schlimm, aber die Tatsache, dass man immer nur 10 Meter weit durch den Dschungel sehen kann gibt einem das Gefühl, dass der Aufstieg nie enden wird. Und das natürlich bei 30 Grad und super schwül.
Als wir dann endlich Abends ankamen fischten wir ausnahmsweise mal nichts und machten uns was normales zu essen (keine Ahnung mehr was).
Am nächsten Tag wollten wir unsere letzte Etappe zu einem einheimischem Dorf der Embera antreten. Dafür mussten wir aber eine Weile am Strand langlaufen, was aber nur bei niedrigwasser möglich ist. Deswegen mussten wir schon um 7 Uhr morgens aufbrechen um Rechtzeitig am Strand anzukommen.
In den frühen Morgenstunden erreichten wir unser finales Ziel. Die Embera sind eines der zwei einheimischen Völker im Darien Gap. Das Dorf das wir besuchten ist das einzige welches direkt am Pazifik liegt. Alle anderen sind landeinwärts an Flüssen.
Als wir dort ankamen mussten wir uns natürlich erstmal in der Militärbude melden bevor wir ein gutes Mittagessen im einheimischen Stil bekamen.
Beim Essen erfuhren wir dann, dass wir großes Glück hatten. Zwei mal im Jahr kommt ein kleines Kreuzfahrtschiff vorbei und lädt für ein paar Stunden 40 Touristen ab. Das hieß, dass heute die ganze Dorfgemeinschaft versammelt war, sich traditionell gekleidet hat, und das ganze Dorf geschmückt hat. Nach dem Essen halfen wir den Einheimischen noch bei den Vorbereitungen und wer wollte wurde auch noch traditionell bemalt.
Als die Touris dann kamen gab es noch mal Essen sowie die Vorführungen wie man Reis mahlt und ein paar Tänze der kleinen und großen.
Ganz besonders beeindruckt waren wir von der Offenheit und dem Vertrauen der Einheimischen. Vor allem von den Kindern. Die Kinder rennen den ganzen Tag rum sind glücklich, lachen und nie gab es irgendwo Streit. Die großen Kinder passen auf die Mittleren auf, und die Mittleren auf die kleinen Kinder.
Als die Touris sich wieder auf den Weg machten wollten wir den nahegelegenen Wasserfall besuchen. Die Kinder begleiteten uns spontan, und eines wurde sogar den ganzen Weg singend von Laurenz zum Wasserfall getragen.
Später am Abend spazierten wir noch ein wenig am Strand entlang, wo wir die Einheimischen beim Volleyball spielen fanden. Schnell befreundete ich mich und spielte mit 🙂
Den Abend liesen wir mit einigen Bier ausklingen bevor wir am nächsten Morgen nach viel zu wenig Schlaf wieder bei Hochwasser zu Sonnenaufgang das Dorf auf dem Speedboat verließen.
Nach einigen Stunden Bootsfahrt kamen wir wieder am Ausgangspunkt am Fluss an. Von dort ging es wieder mit dem Auto in die Stadt wo wir unsere Restlichen Sachen abholten und uns von unseren Guides verabschiedeten.
Nun zu meiner eingangsfrage, ob es das Geld wert war? Absolut. Mit dem ganzen Transport und Essen blieb wahrscheinlich für unsere Guides kaum was übrig. Normalerweise würde so eine Tour ca. 1000$ Kosten. Das Wir es so billig bekamen verdanken wir Kates verhandlungsgeschick und der Großzügigkeit der Guides.
Da Laurenz Bruder sein Auto verkaufen wollte hatte er es abgeholt und so machten wir uns mit dem Bus richtung Panama City. Wir wollten aber zwischendurch noch mal ein Pause an irgendeinem Dorf machen. An einem See stiegen wir aus und beschlossen im Dorf die Nacht zu bleiben. Am Abend bemerkten wir dann Musik und fanden Menschen die auf dem Dorfplatz tanzten. Wie sich herausstellte handelte es sich um einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Dörfern aus ganz Panama. So tanzten die ganze Nacht 5-8 Personen für ein Dorf nach dem anderen. Dieses schauspiel war wahrlich beeindrucken und absolut authentisch, denn hier wurde nicht für Touristen getanzt, sondern seiner selbst wegen. Aus diesem Grund wurden wir auch gebeten keine Fotos und Videos zu machen, weswegen ihr euch auf meine Erzählung verlassen müsst :-).
Am nächsten Tag hitchhiketen wir uns weiter Richtung Panama, wobei wir spontan bei einem Campingplatz hängen blieben wo wir günstig die Nacht in Hängematten bleiben konnten. Mit dem Besitzer gingen wir dann am See Angeln, wobei ich mit der Angel nicht Erfolgreich war (ich konnte zuschauen wie die Fische den Köder von der Angel fraßen, aber nie richtig anbaßen). Dafür hatte aber der Campingplatzinhaber mit seinem Netz mehr erfolg und so gab es wieder Fisch zu Abendessen.
In der Nacht hatte ich dann meine dritte Begegung mit Uhrwaldlebewesen (die scheinen mich irgendwie Lieb zu haben :-D). Gerade als ich in den Schlaf dämmerte merkte ich wie etwas großes glipschiges auf mich Sprang. Unter großem Geschrei und mit Puls 180 sprang ich aus meiner Hängematte, ich wusste ja da noch garnicht was da auf mich gesprungen war, ob es giftig ist oder beißt. Im Schein meiner Handytaschenlampe fand ich den Frosch der dann eigentlich ganz friedlich aussah. Meine nächtliche Aktion wachte auch die anderen auf, und als die verstanden was passiert war gab es großes Gelächter.
Am nächsten morgen führte uns unser neuer Freund gegen ein bisschen Spritgeld mit seinem Motorboot zu ner Höhle. Für eine Tagestour bezahlt man dafür aus Panama City 140$. Wegen der Feuchtigkeit in der Höhle habe ich die Kamera und mein Handy im Boot gelassen weswegen es nur ein paar Mittelmäßige Fotos von Laurenz Gopro gibt.
Am Nachmittag ging es dann schlussendlich nach Panama City. Wie es dann für mich weiter ging könnt ihr im nächsten Bericht lesen 🙂